Finanzplatz Schweiz: Weiter für Vermögensschutz und Konto geeignet?
Zu Gast: Enzo Caputo
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Die Schweiz genießt seit Jahrzehnten einen Ruf als sicherer und stabiler Finanzplatz. Das jüngste Drama um die Credit Suisse und ihre Notfusion mit der UBS ließ jedoch zahlreiche Stimmen laut werden, die Zweifel daran hegen, dass die Schweiz in Sachen Banken und Vermögensschutz weiterhin ihre gewohnte Zuverlässigkeit aufrechterhalten kann.
Wie es tatsächlich um den Standort Schweiz in Sachen Vermögensschutz bestellt ist, verrät der Gründer der Anwaltskanzlei Caputo & Partners, Enzo Caputo, im neuesten Podcast auf Perspektive Ausland. Er erklärt außerdem, worauf es genau beim Thema Vermögensschutz ankommt und was Sie wissen müssen, wenn Sie ein Konto in der Schweiz eröffnen möchten.
Ist die Schweiz noch sicher als Bankenstandort?
Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS im Rahmen einer staatlich gestützten Rettungsaktion ist das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz einigen Finanzexperten zufolge stark ins Wanken geraten. Nicht mehr nur von Management-Fehlern, sondern gar von Systemfehlern war vielerorts die Rede.
Heftige Kritik wurde zudem laut, als bekannt wurde, dass die Abschreibung der AT1-Anleihen nach Anordnung der FINMA keine Auszahlung der Ausfallversicherung auslösen würde. Internationale Standards, nach denen Anleihegläubiger bei der Schuldeneintreibung Vorrang vor den Aktionären haben, wurden damit auf den Kopf gestellt. Hunderte von Klagen wurden Medienberichten zufolge daraufhin eingereicht. Schlagzeilen wie “Finanzplatz Schweiz verspielt jede Glaubwürdigkeit” oder “Internationaler Finanzplatz der Schweiz ist Geschichte” machten die Runde.
Allerdings waren schnell auch Statements zu vernehmen, die betonten, dass der Finanzplatz Schweiz auf solidem Fundament steht. Immerhin gibt es am Schweizer Markt rund 280 Banken und es sei keineswegs ein Einzelfall, dass eine Bank fusionieren müsse. Der Schweizer Bankenmarkt insgesamt hat aber bereits seit vielen Jahrzehnten Stabilität bewiesen und bietet insbesondere im Vergleich zu anderen Finanzmärkten unschlagbare Vorteile, wie einen zuverlässigen Eigentumsschutz.
Beim Vermögensschutz kommt es also nicht darauf an, den Bankenstandort Schweiz in Zukunft zu vermeiden, sondern vielmehr darauf, die richtige Bank zu wählen.
Vermögen sicher anlegen - darauf kommt es bei der Wahl der Bank an
Wie Enzo Caputo betont, machen viele Anleger den Fehler, sich vorzugsweise für eine große Bank zu entscheiden. Stattdessen sei es ihm zufolge günstiger, eine kleinere Privatbank zu wählen, die weniger spekulations-freudig und auf Vermögensverwaltung statt auf Investmentbanking spezialisiert ist. Beispiele dahingehend sind Banken wie Vontobel, Union Bancaire Privée, Lombard Odier, Safra Sarasin oder Maerki Baumann.
Welche Privatbank die richtige ist, kommt dabei ganz auf die Wünsche des Kunden und dessen Profil an. Entscheidungshilfen hierzu kann ein externer Vermögensverwalter bieten. Ebenfalls als sicher anzusehen sind die Schweizer Kantonalbanken, wie zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank.
Diversifizieren und Vermögen schützen
Doch auch die Wahl der für Sie perfekten Bank garantiert noch keinen optimalen Vermögensschutz. Daher ist es unerlässlich, das Vermögen geschickt zu diversifizieren.
Dies gilt einerseits für eine mögliche geografische, andererseits aber auch hinsichtlich der Vermögensarten. Es gilt also, nicht nur in Aktien und Bonds zu investieren, sondern beispielsweise auch in Rohstoffe, Immobilien oder Kryptowährungen.
Wer sich dahingehend Sicherheit für physische Vermögenswerte, wie Rohstoffe oder auch Dokumente oder Aktienzertifikate wünscht, findet in der Schweiz zudem Unternehmen, die Schließfächer vermieten. Damit findet eine weitere Vermögenssicherung außerhalb des Bankensystems statt.
Konto eröffnen in der Schweiz - in Ding der Unmöglichkeit?
Vielerorts ist es schwieriger geworden, ein Konto zu eröffnen - so auch in der Schweiz. Besonders ein Wohnsitz im Ausland kann schnell dazu führen, dass der Antrag auf Kontoeröffnung in der Schweiz grundsätzlich abgelehnt wird.
Daher gilt es, vorab einige Voraussetzungen zu klären, bevor ein Konto hier überhaupt in Frage kommt. Zunächst einmal ist die Grundvoraussetzung, einen festen Wohnsitz nachweisen zu können. Wer sich dauerhaft im Ausland aufhält oder seinen Wohnsitz vielfach wechselt, sollte seinen steuerlichen Wohnsitz also sicher nachweisen und eine entsprechende Steuernummer angeben können.
Besondere Anforderungen können auch im Fall von “Political Exposed Persons”, also Personen im Umfeld von Politikern, oder bei sensitiven Geschäftstätigkeiten entstehen. In diesem Fall empfiehlt es sich ebenfalls, vor etwaigen Anträgen auf Kontoeröffnung die Umstände mit einem Vermögensberater oder mit einem Experten für Private-Banking zu besprechen.
Sowohl hinsichtlich eines Firmenkontos als auch in Sachen Vermögensverwaltung ist zudem Voraussetzung, dass bestimmte Minimalbeträge gegeben sind. So kann man bei der Vermögensverwaltung von einem Minimum von 500.000 CHF ausgehen. Firmenkonten sollten einen gewissen Umsatz mit sich bringen, der mindestens in zweifacher Millionenhöhe liegen sollte.
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Kontaktdaten und Links:
Homepage Caputo & Partners: https://swiss-banking-lawyers.com/de/
E-Mail-Adresse: contact@swiss-banking-lawyers.com
Telefonnummer: +41 44 212 44 04
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Timestamps:
00:00:48 - Begrüßung und Vorstellung von Enzo Caputo
00:06:23 Ist der Finanzstandort Schweiz dauerhaft beschädigt?
00:13:57 - Die Schweiz als alternativloser Bankenstandort
00:17:41 - Welche Bank ist die richtige?
00:22:22 - Wie viel Vermögen ist das Minimum für eine Schweizer Bank?
00:23:34 - Externe Vermögensverwaltung statt Vermögensverwalter der Bank
00:24:40 - Das beste Pricing für die Vermögensverwaltung
00:27:04 - In welche Anlageklassen und Produkte investiert wird
00:33:33 - Vorteile der Schweiz gegenüber dem Offshore-Konto
00:49:44 - Diese Unterlagen und Nachweise benötigen Sie für ein Konto in der Schweiz
00:57:43 - Ein reines Privatkonto in der Schweiz: Ist das möglich?
01:04:26 - Vermögensverwaltung und Visa-Karte als Gesamtservice?
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 86: Finanzplatz Schweiz: Weiter für Vermögensschutz und Konto geeignet?
Zu Gast: Enzo Caputo
Enzo Caputo: Seit der Corona-Krise und seit der Ukraine-Krise ist noch nie so viel Geld in die Schweiz geflossen wie jetzt. Also die Schweizer Banken haben noch nie so viel Geld eingesammelt, wie sie es jetzt tun, weil eben die Welt unsicherer geworden ist und wenn die Welt unsicherer wird, kommen immer mehr Leute in die Schweiz.
Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslands-Firmengründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache. Und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:00:48 - Begrüßung und Vorstellung von Enzo Caputo
Daniel: Wir freuen uns heute auf unseren Gast Enzo Caputo. Wir sprechen über einige Themen, die die Schweiz betreffen. Auf der einen Seite geht es um ein Thema, das viele interessiert, gerade in einer Welt, die ja immer unsicherer geworden ist: Ist die Schweiz noch ein interessanter Finanzplatz, um sein Vermögen dort zu schützen? Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Also, wir wollen uns damit mal kritisch auseinandersetzen und Sie, Herr Caputo, haben dort ja auch einiges an Erfahrungen, weil Sie sehr viele Privatiers, Unternehmer und vermögende Leute beraten. Und natürlich, was die Schweiz betrifft, die Schweiz hat schon immer, das ist seit vielen Jahrzehnten so, starke rechtliche, wirtschaftliche Stabilität. Ich habe ja selber viele Jahre in der Schweiz gelebt. Sie hat einen hohen Grad an Datenschutz und Diskretion zu bieten. Das schätzen viele. Die Lebenshaltungskosten sind natürlich hoch. Steuerliche Komplexität haben wir dort auch, aber wir reden ja heute nicht über die Schweiz als Wohnsitz, sondern als Geldsitz oder als Vermögenssitz. Das ist dann ein ganz anderes Thema. Und was unsere Zuschauer und Zuhörer auch immer wieder interessiert: Es wird ja heutzutage immer schwieriger, gerade wenn man im Ausland lebt, entweder im Ausland oder in einem anderen Land ein Bankkonto zu eröffnen. Und auch das ist ein interessantes Thema. Viele unserer Zuschauer und Zuhörer sind auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ein Bankkonto eröffnen. Auch das ist etwas schwerer geworden in der Schweiz. Ich habe mein erstes Konto in der Schweiz eröffnet, da habe ich noch in Deutschland gewohnt und das ging. Da musste ich nicht in die Schweiz anreisen, das ging ganz einfach online. Ich glaube, ein Formular musste ich ausfüllen, das ich dann abgeschickt habe. Auch das ist alles heute etwas schwieriger geworden und wir sind froh, dass wir sie heute hier bei uns zu Gast haben, damit sie auch darüber etwas erzählen.
Enzo Caputo: Ich auch, sehr gern!
Daniel: Dann ergibt sich im Gespräch bestimmt noch die eine oder andere Frage, auch Sebastian hat eine ganze Reihe von Fragen. Bevor wir darauf eingehen, wollen wir Ihnen zuerst, lieber Herr Caputo, die Möglichkeit geben, sich unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst kurz vorzustellen. Wer sind Sie, was tun Sie?
Enzo Caputo: Vielen Dank, mein Name ist Enzo Caputo. Ich bin der Gründer der Anwaltskanzlei Caputo & Partners und ich berate seit über 30 Jahren wohlhabende Kundschaft. Ich war auch in der UBS, wie viele Anwälte in diesem Bereich und bei der UBS im Bereich Legal und Compliance. Heutzutage nimmt die Compliance einen riesigen Stellenwert ein. Das Anwaltsbüro besteht jetzt schon seit fast 20 Jahren. Ich bin relativ spät selbstständig geworden vor knapp 20 Jahren. Was ich mache? Ich berate eigentlich nur ausländische Kundschaft. 95% meiner Kunden sind nicht Schweizer, sondern Ausländer, die ein Konto in der Schweiz eröffnen wollen und eine wirklich sichere Bank suchen und viele eben auch einen guten Vermögensverwalter suchen. Wir machen das, weil es heute eben nicht mehr so einfach ist, Konten zu eröffnen. Wir helfen den Kunden bei der Kontoeröffnung. Wir bereiten die Unterlagen so vor, manchmal bei komplizierten Fällen coachen wir auch den Kunden und sagen ihm genau, was er sagen soll und was er eben bitte nicht sagen soll, denn sonst könnte das Probleme geben. Viele sind dann zuvorkommend und meinen, der Banker sei ein Freund und dem kann man alles erzählen. Dem ist eben nicht so, der Banker ist nicht ihr Freund, sondern sie müssen aufpassen, was sie den Banker sagen. Wenn Sie jetzt ein Normalbürger sind, ein normaler Angestellter und so weiter, dann trifft das nicht zu, aber wenn sie jetzt Unternehmer sind und in verschiedenen Sparten ihr Geld verdienen, ist es eben schon wichtig, dass sie das Konto aufmachen mit einer Geldquelle, die compliant ist für die Banken und zur Bank passt. Wenn sie zum Beispiel ein Schönheitsinstitut haben und nebenbei haben sie noch eine Diskothek, einen Nachtclub und solche Sachen, dann würde ich der Bank sagen, das Geld kommt vom Schönheitsinstitut und weniger vom Nachtclub oder von der Diskothek. Ansonsten wirft das nur viele gegen Fragen auf und es wird nur komplizierter. Was wir machen ist, wir helfen diesen Kunden, eine wirklich sichere Bank zu finden und empfehlen in der Regel nicht die Großbanken, weil einfach der Service schlechter ist und die Großbanken eigentlich nicht die sichersten Banken sind. Wir empfehlen nur Banken, die idealerweise reine Vermögensverwaltungsbanken sind, also Banken, die nicht wie die Credit Suisse Investment-Banking macht, das ist risikohafte Tätigkeit. Lieber ein Konto bei einer Bank auswählen, die nicht in Investmentbanking involviert ist, kein Derivat-Geschäft macht, kein Trade Finance, keine Bankgarantien, keine riskanten Kreditpositionen, also keine Kredite vergibt mit hohen Risiken, also all diese riskante Tätigkeit eben gerade nicht macht, sondern sich nur der Vermögensverwaltung als Core Business widmet.
00:06:23 Ist der Finanzstandort Schweiz dauerhaft beschädigt?
Sebastian: Da muss ich mal kurz einhaken. Das klingt ja sehr interessant und Sie haben das richtige Stichwort mit Credit Suisse schon genannt. Ich möchte das ein bisschen als Steilvorlage verwenden, denn wir haben ja das Glück, dass wir mit Ihnen sprechen, wenige Wochen nachdem die Credit Suisse zwangs-übernommen wurde von der UBS. Das ganze Prozedere um diese Übernahme wurde, wenn man die weltweite Wirtschaftspresse so gelesen hat, wir sind jetzt im Ausland, also im angelsächsischen Raum unterwegs, ja schon relativ kritisch kommentiert. Auch Dinge wie, dass zum Beispiel die Bondholder leer ausgegangen sind, was ja internationalen Standards bei solchen Rangfolgen von Entschädigungen widerspricht. Es gab schon viele Stimmen, die hier den Standort Schweiz für Vermögensverwaltung für Banken als Finanzplatz auch entsprechend beschädigt gesehen haben und insofern ist es sehr gut, dass wir heute sprechen, dass wir heute mal eine Standortanalyse machen und uns mal anschauen: Wie steht es um die Schweiz? Sie haben jetzt schon einige wichtige Kriterien genannt, wie Sie Banken auswählen? Wenn man bei den aktuellen Geschehnissen um die Credit Suisse. anfängt, wie analysieren Sie denn dann den Standort Schweiz für vermögende Kunden, die hier einen Standort für ihr Geld suchen? Ist sie noch zu empfehlen?
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Enzo Caputo: Wir haben nie die Credit Suisse und nicht die UBS empfohlen, denn diese beiden Banken sind dermaßen groß, das sind Universalbanken, das sind eigentlich keine Schweizer Banken mehr. Also bei der Credit Suisse hat sich, seitdem der Brady Dougan, der CEO, von Amerika gekommen ist, eine amerikanisierte Mentalität ausgebreitet. Das sind eigentlich keine typischen Schweizer Banken mehr, die sind amerikanisiert, das sind Investmentbanker, die denken nur von Quartalsbericht zu Quartalsbericht, die denken nicht weiter. Die denken an den Bonus. Die ganze Bonus-Politik ist verfehlt und hat eben das kurzfristige Bonusdenken. Darum haben wir jetzt auch diese Situation. Bei der aktuellen Krise geht eigentlich nicht so sehr um ein Finanzproblem, das ist ein Imageproblem und die Kunden sind davon gelaufen. Wenn die Kunden davonlaufen, ist es nicht so, dass die Finanzen unbedingt schlecht aussehen, aber wenn die Kunden davonlaufen, haben sie ein Problem. Wir haben eben genau aus diesem Grund, weil das eben keine Schweizer Banken im konventionellen Sinne sind, sondern eben Banken, die zur Schweiz gar nicht passen, unseren Kunden nie die Credit Suisse und nicht die UBS empfohlen. Es gibt viele andere gute Banken. Es gibt in der Schweiz insgesamt 280 Banken. Von diesen 280 Banken bieten 102 Banken sogenannte Private Banking Geschäfte an. Das ist das Bankgeschäft für reiche Privatkundschaft. Also meine Kundschaft, das ist idealerweise die internationale Privatwirtschaft und die haben eine Palette von 102 Banken, aus denen sie auswählen können. Da gibt es viele andere gute Namen wie zum Beispiel Bank Vontobel. Wir empfehlen Banken, die ein Tier One Capital Ratio haben von über 20%, also wir empfehlen nur sehr stark kapitalisierte Banken mit sehr solider Eigenkapitalbasis und sie finden nirgends auf der Welt dermaßen stark kapitalisierte Banken wie in der Schweiz. Wenn Sie schon auswählen können, wählen Sie eine Vermögensverwaltung-Bank aus wie Vontobel, Union Bancaire Privée, Lombard Odier, wie Safra Sarasin, Maerki Baumann. Es gibt so viele... Je nachdem, ob jemand Krypto macht oder nicht, kann man da für ihn die Banken auswählen.
Um jetzt nochmal ihre Frage zu beantworten: Die Schweiz ist nach wie vor ein guter Bankplatz. UBS und Credit Suisse sind Ausnahmefälle. Diese Banken passen eigentlich nicht zur Schweiz, weil sie so enorm groß sind. Ich hätte Credit Suisse Schweiz AG getrennt und überleben lassen und mit der anderen Bank hätte ich das nicht gemacht, was die Regierung gemacht hat, aber da steht alles noch in den Wolken geschrieben und die Bondholders haben tatsächlich bis jetzt große Verluste erlitten. Die AT1 Bond Holders, aber es sind verschiedene Klagen in der Schweiz unterwegs und Beschwerden an die Finma. Viele Klagen wurden schon eingeleitet, auch in Amerika, habe ich gehört, bereiten sich verschiedene Anwaltsbüros vor mit Class Actions. Ich wurde auch schon angefragt, aber bis jetzt habe ich abgewiesen, denn das ist ja auch ein langfristiger Prozess. Das geht über mehrere Jahre. Ich berate lieber Privatpersonen beim Aussuchen der Banken, bei der Kontoeröffnung und bei der Heraussuche eines Vermögensverwalters.
Sebastian: Eine Rückfrage dazu nochmal nochmal kurz zu dem Bondholder und dazu, dass da Klagen unterwegs sind.... Und ich sehe, was Sie zum Thema Credit Suisse und UBS sagen, dass das im Grunde schlechte Beispiele sind, weil sie zu groß und amerikanisiert sind. Wenn jetzt der der vermögende Privatier, der eine Heimat sucht für sein Geld, schaut, wie die Regierung hier agiert hat, in gewisser Weise ein bisschen irrational und unzuverlässig, was diese Bondholder anbetrifft, muss ich mir da Sorgen machen, dass sich die Schweiz nicht mehr an internationale Standards hält? Auch vonseiten des Gesetzgebers? Oder sehen Sie das eher als Ausnahme? Man hat zum Beispiel auch gehört, dass die Finanzministerin eine gelernte Übersetzerin ist, eigentlich gar nicht qualifiziert ist und auch gar nicht wirklich Berater hatte. Das alles klingt ja für den Standort Schweiz nicht sehr positiv.
Enzo Caputo: Es war die Regierung dort, also die Bundesrätin, die Sie erwähnt haben, Leute von der FINMA waren dort. Die FINMA ist der Regulator, das wäre die BaFin in Deutschland, und Leute der Nationalbank waren dort. Die waren unter enormem Druck vom Ausland. Sie mussten quasi übers Wochenende entscheiden. Ich glaube, da haben sie sich zusammengetan und aus der Hüfte geschossen.
Daniel: Wenn ich mal ganz kurz eine Schlagzeile zitieren darf zu dem, was Sie gerade sagen, die fand ich ganz witzig. Und zwar war da zu lesen: "Wenn schon ein Griff ins Klo, dann richtig. Das muss die Devise von Bundesrat, SNB und FINMA gewesen sein. So wird es also teilweise bezeichnet, in der Schweiz selbst hat man das so geschrieben. Da fragt man sich natürlich, ob das jetzt dem Ruf nicht doch nachhaltig geschadet hat. Zumal ich auch gehört habe, dass wohl eine ganze Reihe Investoren und Anleger aus dem arabischen Bereich auch betroffen gewesen sind, negativ.
00:13:57 - Die Schweiz als alternativloser Bankenstandort
Enzo Caputo: Ja, wichtige Aktionäre der Credit Suisse, die kommen natürlich aus dem arabischen Raum. Aber abgesehen von dieser Credit-Suisse-Geschichte, wenn sie schauen, es gibt keine Alternative zur Schweiz. Wo wollen Sie das Geld hintun? Sie müssen differenzieren. Aber wenn sie schon differenzieren, einen Offshore-Platz, den sie auswählen müssen, das ist nunmal die Schweiz. Sie können sagen: Ok, ich kann diversifizieren mit Singapur, ich kann diversifizieren mit Dubai. Mit Dubai müssen Sie ganz genau aufpassen, denn es sehr einfach, das Geld dorthin zu schicken, aber dann das Geld wieder zurückbekommen, ist eine zweite Frage. Wenn Sie da mit der falschen Bank zusammenarbeiten, sehen Sie das Geld nie wieder. Da kommt nämlich der Banker und sagt: Ja, Sie müssen jetzt in dieses Immobilien-Projekt des Eigentümers der Bank investieren, sonst sehen Sie Ihr Geld nicht. Da müssen Sie schon aufpassen. In Singapur auch. Wir haben eigentlich viele Kunden von Singapur übernommen, also viele Chinesen, die sind abgehauen von Hongkong nach Singapur und jetzt mit dieser Krise mit Taiwan, haben wir wieder Chinesen. Sogar Chinesen kommen in die Schweiz. und zum Beispiel die Banque Internationale à Luxembourg, die BIL, gehört den Chinesen. In Zürich sehen Sie zum Beispiel Lenovo, überall die Lenovo Werbung. Lenovo gehört den Chinesen, das ist die gleiche Familie, die die Banque Internationale à Luxembourg eingekauft haben. Also, ich glaube, so schnell geht das nicht unter. Die guten Banken, das sind Banken, die mehrere Kriege überlebt haben, die mehrere Finanzkrisen überlebt haben. Das sind sehr alte Banken. Wenn sie jetzt zum Beispiel Pictet nehmen, Gründungsjahr 1805. Oder wenn Sie andere Banken nehmen... Das sind alles Banken, die bereits über 100 Jahre alt sind und die haben das alles überlebt und ich glaube, der Bundesrat hat da im Zusammenhang mit der FINMA, mit der Nationalbank vielleicht einen Schnellschuss abgegeben. Das geht natürlich nicht, vor allem aus juristischer Sicht nicht. Die dürfen die Bondholder nicht schlechter stellen als die Aktionäre, zuerst müssen die Aktionäre das Geld verlieren und dann die Bondholder, aber nicht umgekehrt. Das geht einfach nicht, aber das ist jetzt nicht in Stein gemeißelt und das Notrecht wurde hier natürlich auch strapaziert. Also die Rechtsmittel sind unterwegs, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, auch im Inland, nicht nur im Ausland, aber die waren tatsächlich unter Druck und mussten schnell reagieren, innerhalb des Wochenendes. Dann kam es dazu, aber das ist kein Grund zur Besorgnis, denn es gibt keine richtigen Alternativen zur Schweiz, andere Offshore-Plätze mit solch einer langen Tradition. Auch das Land, die Gesetzgebung und der Eigentumsschutz etc.
Sebastian: Ich glaube, es ist gut, was Sie gesagt haben, Herr Caputo. Aber viele Zuhörer oder Zuschauer fragen sich das natürlich, ohne es vielleicht laut auszusprechen. Ich meine, die Schweiz hat ja eine sehr gute Reputation, das ist ja ganz klar, seit vielen 100 Jahren und es wird dann schon Verunsicherung ausgelöst. In Amerika sind ein paar Banken untergegangen, das überrascht jetzt niemanden wirklich aufgrund der laxen Regularien, der Spekulationsfreudigkeit und so weiter. Die Schweiz hat jetzt dann vielleicht auch manchen eher überrascht und da ist natürlich die Unsicherheit groß.
00:17:41 - Welche Bank ist die richtige?
Sebastian: Es ist gut, dass Sie jetzt klärende Worte gesprochen haben. Also man kann zusammenfassen, ihrer Aussage nach ist der Bankenstandort Schweiz sehr gut, sehr stabil. Man muss natürlich mit den richtigen Banken zusammenarbeiten und sollte sich jetzt nicht nur auf diese Giganten verlassen. In Amerika zum Beispiel war die Folge, dass die Kunden kleinerer Banken vielfach zu den großen Banken geflohen sind mit ihrem Geld, zur Bank of America, Chase usw. Sie sagen jetzt, was die Schweiz anbelangt, eher das Gegenteil. Man sollte sich eher eine gute Privatbank, eine kleinere Bank aussuchen.
Enzo Caputo: Genau, denn die Leute meinen immer, je größer die Bank, desto sicherer sei die Bank. Aber das Gegenteil ist der Fall. Lieber eine kleine Bank, die nicht riskante Aktivitäten ausübt, wie eben die Vermögensverwaltung als eine große Bank, die da im Investmentbanking involviert ist?
Sebastian: Ich verstehe Sie. Was ist Ihre Einschätzung zu den Kantonalbanken in der Schweiz? Sie haben vor unserer Aufnahme interessanterweise gesagt, dass viele Credit-Suisse-Kunden zur Zürcher Kantonalbank gewechselt sind. Wie ist Ihre Aussage? Was sagen Sie zu den Kantonalbanken?
Enzo Caputo: Also die Kantonalbank ist eine der sichersten Banken der Welt. Das ist eine Triple-A-Bank.
Sebastian: Wir reden jetzt allgemein von der Kantonalbank oder von der Züricher Kantonalbank?
Enzo Caputo: Von der Züricher Kantonalbank, aber wir können das ausdehnen auf alle Kantonalbanken, fast alle. Viele Banken haben Staatsgarantie, so eben auch die Zürcher Kantonalbank. Die hat Staatsgarantie aber nicht nur für die ersten Hunderttausend, sondern für alles. Das haben Sie dort. Aber wie gesagt, man muss diversifizieren. Wenn eine sehr Vermögender kommt mit 20 Mio., dem würde ich nicht anraten "Schmeiß deine 20 Mio. alle auf eine Bank". Er kann zwei oder drei Banken wählen und diversifizieren. Ich habe auch viele Kunden aus den USA, die kommen nicht, weil sie Steuern einsparen und hier steuerneutrale Konten aufmachen wollen, sondern zur Diversifikation. 25% meiner Kunden sind aus den USA und die suchen hier einfach Diversifikation in der Schweiz, also geographical diversification. Die suchen hier vor allem gute Vermögensverwaltern, die viel viel vertrauter sind als die amerikanischen Vermögensverwalter mit den internationalen Märkten. Die Schweizer Vermögensverwalter sind einfach internationaler unterwegs als die Amerikaner und darum kommen viele in die Schweiz und machen hier ein Portfolio auf. Die sagen: Bitte keine US Investments, ich habe schon genug US-Investments. Das besorgen meine Vermögensverwalter in Amerika. Ich will in der Schweiz diversifizieren mit anderen Investments, globalen Investments aus der ganzen Welt, aber bitte keine amerikanischen Aktien. Das ist ein typisches Bedürfnis der amerikanischen Kunden. Sie machen erstens ein Bankkonto auf, die meisten machen dann gleich ein privates Schließfach auf, aber nicht bei der Bank. Sie haben vielleicht auch eines bei der Bank, aber sie machen auch ein privates Schließfach auf, zum Beispiel bei der Degussa, bei der Sincona Trading AG, bei der Philoro, es gibt viele, bei denen man ein Schließfach aufmachen kann für physisches Gold und zwar bewusst nicht bei einer Bank, sondern eben "out of the banking system," so dass man physisches Gold hat, weil das einfach mehr Sicherheit bietet als ein Konto. Eine weitere Möglichkeit ist Diversifikation, da kann man auch Dokumente lagern, wichtige Dokumente wie Testamente oder Aktienzertifikate, Familienjuwelen etc. Also viele eröffnen ein Konto in der Schweiz aber sie mieten sich eben auch ein Schließfach für physisches Gold. Unter diesen Firmen, die physisches Gold anbieten, gibt es eine Firma in den Schweizer Alpen, die haben einen Bunker gemietet aus dem Zweiten Weltkrieg, haben diesen Bunker umgebaut, haben ihn Anti-Epidemie, Anti-Atom-Vorfälle etc., also ultra sicher gemacht. Dort empfangen sie Kunden. Ab 5 Mio. Franken kann man dort eben auch Gold deponieren, aber viele deponieren dort auch IT-Software, Backups, Daten oder eben Gold.
00:22:22 - Wie viel Vermögen ist das Minimum für eine Schweizer Bank?
Sebastian: Um das an dieser Stelle kurz klarzustellen: Was ist denn das Profil hinsichtlich des Minimalvermögens eines möglichen Kunden für eine Schweizer Privatbank? Wieviel Vermögen in Anlagen muss ich dort mitbringen, damit sie überhaupt interessiert an mir sind?
Enzo Caputo: Generell, wenn sie direkt zu den Schweizer Banken gehen, verlangen die meisten Banken um 1 Mio., also eine Bank kann 2, 3 oder 5 Mio. verlangen. Die Citibank verlangt 10 Mio. minimal, aber die meisten Banken sind bei 1 Mio. Bei mir, weil ich eben mit externen Vermögensverwaltern arbeite, kann man auch schon bei 500.000 anfangen. Der Grund ist, man braucht ein gewisses Volumen an Geld, um richtig zu diversifizieren, sonst müssen Sie wieder in Fonds gehen, damit sie Diversifikation erreichen und Fonds sind eben teurer und das könnte die Performance verderben. Darum braucht es eben ein gewisses Volumen, also bei mir ab 500.000, in der Regel bei Schweizer Banken aber 1 Mio.
00:23:34 - Externe Vermögensverwaltung statt Vermögensverwalter der Bank
Enzo Caputo: Ich würde das Geld ohnehin nicht durch die Bank verwalten lassen, sondern durch externe Vermögensverwalter. Es ist erwiesen, dass externe Vermögensverwalter bessere Renditen erwirtschaften und günstiger sind als die Banken, denn die Banken tendieren dazu, bankeigene Produkte zu verkaufen. Wenn Sie Pech haben, landen sie bei einer Bank bei einem falschen Berater. Wenn sich dann herausstellt, dass das ein Produkttuscher ist, ich nenne die Produktetuscher, denn das sind eigentlich Verkäufer, der Bonus spielt da eine Rolle, denn die werden dann in Bonus bezahlt, je nachdem, was das für Finanzprodukte sind. Darum empfehle ich immer - und das machen auch die großen Family Offices so - externe Vermögensverwalter. Die bringen einfach bessere Resultate und dort am besten "all inklusive" Visa machen. Als eine Visa machen pro Jahr nicht nach Transaktionen oder nach den komplizierten Pricing-Tabellen der Banken und der Vermögensverwalter. Die sind extra kompliziert, damit sie intransparent sind.
00:24:40 - Das beste Pricing für die Vermögensverwaltung
Enzo Caputo: Probieren Sie immer, All-Inclusive-Fees auszuhandeln mit Prozent pro Jahr, zum Beispiel ist für das Asset Management für 1 Mio. ein faires Pricing 1,2%, das wären 12.000 Franken. Wenn Sie 10 Mio. investieren, kostet es weniger, dann kommen Sie bereits auf unter ein Prozent, deutlich unter einem Prozent.
Sebastian: Das ist das, was die die Bank an Gebühren verlangen würde inklusive Betreuung, Überweisungen usw. und der Vermögensverwalter?
Enzo Caputo: Da ist alles inklusive. Bei diesen 12.000 Franken bin ich dabei, der Vermögensverwalter ist dabei und die Bank ist dabei. Die Vermögensverwalter haben auch noch ein Institutional Pricing, weil sie viele Assets bei der Bank haben. Die haben einfach viel bessere Konditionen, die sie ihren Kunden weitergeben. Dort ist es wichtig, mit dem Vermögensverwalter einen Deal auszumachen, der all inclusive ist. Der beinhaltet die Gebühren der Bank, das Asset Management des Vermögensverwalters und auch meine Fees.
Der Kunde bezahlt mich nicht direkt. Das ist der Vermögensverwalter, dass seine Gebühren mit mir teilt, denn viele Vermögenswerte sind froh, wenn Sie auf mich zurückgreifen können, denn ich bringe Ihnen den Kunden auf dem Präsentierteller. Compliance etc., das ist alles schön fertig. Vermögensverwalter haben immer Probleme, zum Beispiel damit, auf deutschem Boden Werbung zu machen. Die BaFin ist da sehr streng. Wenn dort Schweizer Vermögensverwalter oder Schweizer Banken in Deutschland ohne Lizenz oder ohne BaFin-Genehmigung auftauchen, da werden harte Strafen ausgesprochen. Darum sind viele Vermögensverwalter natürlich froh, dass sie Anwälte haben, die diese Vermittlung übernehmen können.
Sebastian: Also ich muss, wenn ich Ihr Kunde oder Kunde Ihres Netzwerkes werde, das aus Ihnen, dem Vermögensverwalter und Banken besteht, mindestens 500.000 bringen. Unserem Zuschauer oder Zuhörer ist natürlich klar, mit den 500.000 wir dann gearbeitet, die werden fest angelegt. Das heißt, die muss man bei der Bank deponieren, damit der Vermögensverwalter damit arbeiten kann. Zu den Gebühren haben Sie gesagt, eineinhalb Prozent oder weniger.
Enzo Caputo: 1,2 Prozent bei 1 Millionen. All-inclusive-Fees sind das.
Sebastian: OK, also bei 1 Mio. 1,2 % und je mehr man natürlich anlegen lässt, desto geringer werden dann prozentualen Gebühren.
Enzo Caputo: Genau!
00:27:04 - In welche Anlageklassen und Produkte investiert wird
Sebastian: Und das sind die typischen Anlageklassen, in die investiert wird?
Enzo Caputo: Genau machen wir das so: Es gibt Verträge mit dem Vermögensverwalter, der eine Vertrag ist das Discretionary Asset Management. Da entscheidet der Vermögensverwalter, welche Anlagen man macht oder es gibt das Advisory Agreement, das ist der reine Beratungsvertrag, also der Kunde diskutiert mit dem Vermögensverwalter, was man anlegt, aber den Endentscheid hat immer der Kunde. Da gibt es Kunden, die sagen, ja, ich will mich befassen, ich bin pensioniert, ich befasse mich mit den Märkten. Ich will einen Beratungsvertrag und andere sagen nein, ich habe einen Job, ich habe keine Zeit, die Märkte zu verfolgen. Ich mache ein Discretionary Asset Management Agreement. Da kann man auswählen. Wir haben verschiedene Produkte. Wir haben Classic Swiss Asset Management, das ist, nach Warren Buffet, vor allem Value Investment. Wir kaufen einfach Aktien, die sich seit Jahren bewährt haben, also relativ langweilige Aktien, wie zum Beispiel Novartis, Hoffmann-La-Roche-Share, Nestlé, solche Titel. Es hat sich immer erwiesen, wenn es einen Crash gibt, oder einen Mini-Crash, oder an der Böse irgendetwas passiert, sind das die Titel, die sich schnell erholen. Die unbekannteren Titel erholen sich weniger schnell. Da können Sie abmachen mit dem Vermögensverwalter, was sie wollen, ob Sie den Aktien-Anteil erhöhen wollen oder eben tief halten möchten, wie in anderen Investments. Normalerweise wird dann differenziert auch in diverse Anlageklassen, also eben nicht nur Aktien und Bonds, sondern vielleicht auch Rohstoffe, vielleicht Kryptowährung, vielleicht noch Immobilien, also Immobilienfonds, Raids oder was es da alles gibt.
Da gibt es verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, aber eben da muss man sich die Situation mit dem Kunden anschauen, wie hat er jetzt investiert. In der Regel sieht es so aus, wenn die Kunden meinen, sie seien diversifiziert, sind sie eben nicht diversifiziert. Vor habe ich viele Deutsche gesehen, die sage, ich bin sehr gut diversifiziert, ich bin im DAX, ich habe verschiedene Titel im DAX, aber nur im DAX. Das ist noch keine Diversifikation. Man muss weiter diversifizieren, damit man die Risiken unten hält. Meine Vermögensverwalter haben in den letzten 15 Jahren zwischen 7 und 12% im Jahr im Durchschnitt erwirtschaftet.
Sebastian: Wahnsinn! Jetzt haben wir gerade wir viele Mandanten, die in steuergünstigen Ländern wohnen, zum Beispiel in Dubai. Jetzt ist es ja notwendig, dass der Vermögensverwalter entsprechend dann auch die Anlagen macht. In dem Fall würde es ja keinen Sinn machen, Novartis oder andere Schweizer Aktien zu kaufen, denn dort müsste ich ja dann als jemand, der in Dubai wohnt, auf jede Dividende 35% Steuer bezahlen, in der Schweiz, Quellensteuer, Verrechnungssteuer und würde sie nicht zurückbekommen. Sind denn Ihre Vermögensverwalter dahingehend auch kompetent und kennen sich aus mit dem internationalen Steuersystem, sodass man dem richtigen Kunden auch die richtige Anlage vermittelt?
Enzo Caputo: Ja, klar! Das ist enorm wichtig, es nützt nichts, dass man eine riesen Performance macht, wenn du 35% Steuern abliefern musst. Das ist völliger Unsinn. Die Steuerproblematik ist sehr wichtig, das überprüfen wir immer länderbezogen und Wohnsitz-bezogen. Dafür bin ich auch da, dass man schaut, dass der Kunde dabei nicht irgendeinen Fehler macht und da viel Geld mit Steuern verliert und in falsche Instrumente investiert. Die Vermögenswerte sind in der Regel sensibilisiert für solche Sachen. Es ist auch so, dass ich mit verschiedenen Vermögensverwaltern zusammenarbeite. Es sind fast 10 verschiedene Vermögensverwalter, mit denen ich zusammenarbeite, damit ich den passenden für den Kunden aussuchen kann. Der eine ist mehr Amerika-fokussiert, der andere mehr für europäische Kunden, der andere mehr für andere Investments, der andere mehr auf Bonds spezialisiert, der andere auf absolute Return Produkte. Andere wollen Investments machen, die gar nichts mit den Märkten zu tun haben. Wir haben auch einen, der solche Investments betreut, mit irgendwelchen Prozessfinanzierungsinvestments und mit Investments, die nichts zu tun haben mit den Aktienmärkten.
Also, da haben wir diverse Spezialisten, die wir empfehlen können. Unsere Kunden können dann wählen, die meisten nehmen den ersten oder zweiten Vermögensverwalter, den wir vorschlagen. Aber er kann natürlich alle anhören. Wir haben immer sehr interessante Diskussionen mit den Kunden, wenn wir den Vermögensverwalter wählen. Der Kunde und ich machen das, was wir jetzt machen, auch ein Zoom-Meeting und beantworten die Fragen des Kunden. Das ist alles maßgeschneidert, maßgeschneiderte Produkte. Am Schluss erhält er ein faires Pricing und maßgeschneiderte Produkte. Darum haben wir auch noch nie einen Kunden verloren. Dieses Geschäft mache ich jetzt seit 2019. Das ist nicht so lange, das sind jetzt 4 Jahre, dass ich jetzt dieses Geschäft mache. Früher war ich eher Anwalt im klassischen Sinne. Aber jetzt mache ich vor allem diese Beratung für wohlhabende Kundschaft. Ich begleite quasi die Kunden, die richtige Bank zu finden und den richtigen Vermögensverwalter, der zum Kunden passt. Und da kann ich Ihnen garantieren, dass wir den Richtigen finden, auch dafür, sein Steuerproblem in Dubai zu lösen?
Sebastian: Sehr interessant!
Enzo Caputo: Es ist ein Problem mit den Banken in Dubai. Wenn jemand in Dubai in Dubai wohnt, dem würde ich schon empfehlen, ein Konto in Dubai zu haben, einfach für seine Dubai- Angelegenheiten, sein Firmen-Konto und für den täglichen Gebrauch. Aber sein Investment-Account gehört sicher nicht nach Dubai, sein Investment-Account gehört in die Schweiz, auch wenn er in Dubai wohnt.
00:33:33 - Vorteile der Schweiz gegenüber dem Offshore-Konto
Sebastian: Wie begründen Sie das?
Enzo Caputo: Die Schweiz ist einfach viel sicherer als Dubai. Ich meine, Dubai ist immer noch immer noch ein vielleicht nicht so demokratischen Staat. Da regieren die Scheichs und von einem Tag auf den anderen kann ein Umsturz passieren. Also ich würde mich nicht wohlfühlen, meine ganze Kohle in Dubai zu haben oder in Hongkong zu haben. Viele hatten früher Konten in Hongkong, das war nach der Schweiz noch vor 10 Jahren ein sehr wichtiger Offshore-Platz. Hongkong hat so viele Punkte verloren, weil die Leute einfach Angst haben und darum haben wir einen enormen Zuwachs, vor allem seit Covid und seit dem Ukraine-Krieg? Es kommt alles in die Schweiz. Es ist unglaublich. Wie gesagt, Diversifikation ist wichtig! Sie haben ja nicht nur das Bankkonto, Sie haben auch physisches Gold, Immobilienfonds oder Direkt-Immobilien, Sie haben Rohstoffe. Es gibt auch viele Spezialisten, die da beraten können. Diversifikation ist einfach enorm wichtig, um die Risiken zu streuen. Ein grober Fehler wäre, jetzt das ganze Geld in Dubai zu haben. Das würde ich jemanden nicht empfehlen. Er kann ja einen Teil in der Schweiz haben, einen Teil in Dubai und einen Teil in London, von ihr aus. Da kann er schon diversifizieren.
Die erfolgreichen Family Offices machen das auch. Die haben auch eine externe Vermögensverwaltung und fahren dann mit jedem Vermögensverwalter eine andere Strategie und das Family Office macht dann ein konsolidiertes Reporting an die Familie, also an die Besitzer-Familie und sagt: Deine Vermögensverwalter haben so und so abgearbeitet. Das ist dann ein konsolidiertes Reporting. Viele Family Offices haben sich in den letzten 2 Jahren von London nach Zürich oder Genf verschoben und auch viele Rohstoff-Handelsfirmen sind in Genf, in Zug und in Lugano. Die Schweiz ist ein sehr wichtiger Platz für Rohstoffhandel. Er ist so verdammt wichtig der Rohstoffhandel. Hier fließen riesige Summen jeden Tag, oder sei es Kaffee, Soja etc. Der ganze Handel läuft über die Schweiz, das liegt an den Instrumenten.
Für den internationalen Warenhandel braucht man natürlich Bank-Instrumente, man braucht den Letter of Credit, man braucht Bankgarantien und Sicherheiten. Man muss Sicherheiten geben. Da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Verkäufer und der Käufer beide ein Konto in der Schweiz haben und die Transaktion viel leichter abwickeln können, weil sich bereits alles in der Schweiz befindet.
00:36:43 - Welche Schwierigkeiten kann es bei der Kontoeröffnung geben?
Daniel: Genau! Ich würde gerne noch mal zurückgehen und ein paar technische, aber auch sehr, sehr wichtige Fragen stellen. Gehen wir noch mal zurück zum Thema: Ich möchte ein Konto eröffnen. Jetzt ist es ja so, ich habe das eingangs auch erwähnt, dass wir immer wieder hören, der eine oder andere hat es vielleicht auch selbst schon erfahren, dass es nicht mehr so einfach ist wie früher, ein Konto zu eröffnen. Ich würde gerne von Ihnen noch mal hören, wer vielleicht besonders große Schwierigkeiten hat, ein Konto zu eröffnen beziehungsweise welche Unterlagen muss man vielleicht heute herbeischaffen, die man früher nicht vorlegen musste?
Wie ist es, wenn man sich das mal ganz praktisch vorstellt? Ich hatte solch einen Fall, das ist allerdings 2 Jahre her, dass ich mit einem Mandanten in Lichtenstein ein Konto eröffnen wollte, der hatte 3,5 Millionen. Das war noch relativ einfach, da hat die Bank die Bedingungen gestellt, mindestens 1 Mio. von den 3,5 Mio. musst du uns zur Vermögensverwaltung zum Beispiel geben. Das war schon eine der Anforderungen, an die ich mich erinnern konnte. Nachher ist die Kontoeröffnung aber leider an ganz anderen Kleinigkeiten gescheitert, unter anderem hatte das eben mit Aufenthalt, Wohnsitz, Pass usw. zu tun. Ich würde gerne von Ihnen hören, wo geht es ganz einfach und wer hat eventuell ein paar Schwierigkeiten, gerade weil unsere Zuhörerschaft ja selten den Wohnsitz in der Schweiz oder in Deutschland hat, vielleicht sogar nicht mal mehr in Europa den Wohnsitz. Deswegen würde ich das gerne mit Ihnen nochmal kurz besprechen.
Enzo Caputo: Das ist gut, dass Sie das ansprechen. Das ist sehr gefährlich, denn man riskiert, dass die Bank das gesamte Konto blockiert, wenn nicht klar ist, wo der Kunde wohnt, denn die Bank hat ein Steuerrisiko. Die Bank hat Angst, sich hier strafbar zu machen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung, weil sie nicht weiß, wo der jetzt seine Steuern bezahlt. Das geht nicht klar aus den Dokumenten hervor, dann sagt die Bank, lieber weg mit diesem Kunden, ich mache das nicht, ich verzichte auf diesen Kunden, weil ich mir nicht sicher bin, wo da der Wohnsitz ist. Ich kann Ihnen einen Fall erzählen: Ich hatte einen, der hatte einen Hedgefonds-Typ von New York, damit hat er 400 Mio. gemacht. Ein Superreicher. Er wohnte in Monte Carlo, war also offiziell in Monte Carlo angemeldet und wohnte am Anfang auch dort, aber später war er nur noch auf Reisen auf seiner Jacht, bereiste die Welt. Das war ein Lebemann, ein Playboy-Typ, der war damals nicht zu halten.
Daniel: Also ein ganz normaler, moderner Mensch, müsste man eigentlich sagen.
Enzo Caputo: Ja, er lebte einfach immer auf seiner Jacht und er wusste einfach nicht, wo er wohnt und wie viele Tage er wo war.. Und irgendwann haben das die Steuerbehörden in Monte Carlo gemerkt, weil Monte Carlo schärfer geworden ist im Vergleich zu früher. Die sind sehr streng geworden und haben ihn weggeschickt. Die haben gesagt: Du hast deine Rechte hier in Monte Carlo verwirkt, denn du bist ja nie in Monte Carlo. Du bist ja nie hier, du wohnst gar nicht hier, oder? Der Kunde hatte dann die geniale Idee: Was mach ich jetzt? Ich mache das Konto bei der Credit Suisse, die Credit Suisse Credit hat sicher ganz schlaue Steuerberater. Ich frage mal die Credit Suisse. Dort sagte er: In Monte Carlo haben sie mich gerade rausgeworfen, ich habe ein Riesenproblem.
Daniel: Ich weiß schon, was jetzt kommt.
Enzo Caputo: Was hat die Bank gemacht? Die Bank hat natürlich sofort das Konto gesperrt, denn die Bank wusste nicht, wo er Steuern zahlt. Nehmen wir mal an, er wohnt nicht in Monte Carlo, wo wohnt er dann? Wo hat so und so viele Tage verbracht? Das ist sehr gefährlich. Man sollte sollte sich für einen Wohnsitz entscheiden, einen offiziellen Wohnsitz und dann aber genau buchhalten, wo man genau ist und wie viele Tage, weil die Konsequenzen viel gravierender sind, als man meint, so wie der Kunde von Monte Carlo, der wollte Hilfe von der Bank, doch das Gegenteil ist passiert, sie haben das Konto blockiert.
Daniel: Ja, das passiert in der Schweiz. Wir haben da schon ganz andere Sachen gehört. Ich habe zum Beispiel auch gehört, sie eröffnen ein Konto, mit dem Reisepass, zum Beispiel, und der Reisepass läuft von mir aus noch 3, 4, 5 Jahre, aber irgendwann sind die 5 Jahre abgelaufen und dann kann es auch passieren einfach weil die Bank kein gültiges Dokument mehr hat, denn die Kopie von dem Pass ist ja inzwischen ungültig und wenn Sie nicht innerhalb einer bestimmten Frist wieder einen neuen Pass zuschicken oder zumindest eine beglaubigte Kopie von einem Pass, auch dann kann das Konto gesperrt werden. Wir müssen einfach für unsere Zuschauer und Zuhörer noch einmal darüber sprechen: Bitte passt da auf bei solchen Sachen. Es ist mein Wahrnehmen, was die Schweiz betrifft, dass die Regulierung in der Schweiz, die Compliance in der Schweiz, durchaus sehr viel empfindlicher sind, nicht nur als früher war, sondern auch im Vergleich zu anderen Ländern.
Enzo Caputo: Das kann ich betonen. Richtig kompliziert wird es vor allem bei Kunden, die sogenannte sensitive Tätigkeiten ausüben. Was sind das? Das ist zum Beispiel der Autohandel, Diskotheken hatten wir schon besprochen. Wenn jemand sagt, ich handele nebenbei ein bisschen mit Diamanten und alles, was das ist.
Sebastian: Und Krypto ist sicherlich auch ganz schlecht, oder?
Enzo Caputo: Gut, aber man muss eben die Banken kennen. Wenn die eine Bank sich in Krypto nicht auskennt, dann muss man nicht zu dieser Bank. Es gibt bestimmte Banken, die kennen sich aus in Krypto oder wenn sie Krypto-Investor sind, dann müssen Sie zu Maerki Baumann gehen oder zu Signal. Es gibt Banken, die spezialisiert sind, da muss man zu diesen Banken gehen. Zum Beispiel hatte ich einen Kunden, der war im Adult-Entertainment tätig und den hat eine Bank rausgeschmissen, weil sie einfach ein Image-Problem hatte mit diesem Adult-Entertainment. Da muss man einfach eine geeignete Bank finden, die eben weniger Probleme hat mit dem Adult-Entertainment. Und ich kann sagen, meistens liegt es auch an den Summen, am Anlagevolumen. Wenn jemand eine riskante Tätigkeit ausübt, kann es sein, dass die Bank sagt: OK, wir nehmen dieses Reputationsrisiko in diesen Kauf, aber du musst mindestens 30 Mio. bringen, dann ist die Welt wieder in Ordnung, weil sie sagen OK, ich habe zwar erhöhtes Risiko, aber ich verdiene viel Geld, weil ich 30 Mio. Asset-Management habe. Das kann eben auch vorkommen.
Die Tätigkeiten, aber solche Leute, die irgendwie sensitive Tätigkeiten haben, die sollen lieber zu mir kommen und wir sitzen mit dem Kunden zusammen, schauen seine Unterlagen an coachen ihn und sagen, was er sagen soll und was nicht. Was wir immer verlangen, ist eine Passkopie, mit der Passkopie machen wir auch den World Check mit den Terroristenlisten und so weiter. Da brauchen wir 2 Tage. Nach den 2 Tagen, wenn das OK kommt, verschicken wir schon die Formulare, weil wir wissen, dass der Kunde durchkommt. Wenn wir von Anfang an befürchten, dass wir es nicht schaffen, fangen wir gar nicht an, Wir suchen vorher eine andere Bank oder informieren uns, welche Bank könnte diesen Typen von Kunden aufnehmen. Es muss wirklich sehr schmutziges Geld sein, damit es nicht aufgenommen wird. Der Compliance-Aufwand ist einfach groß, auch beim PEP-Konto, PEP für "political exposed person". Es ist ja nicht an sich verboten, es ja legal, PEP-Konten aufzumachen. Nur ist das Diligence-Level ist einfach viel höher, denn bei einem PEP-Konto muss man eben genau schauen, woher die Zahlungsströme oder auf sein Konto kommen. Zum Beispiel hat dieser PEP vielleicht verschiedene Tätigkeiten.
Sebastian: Vielleicht sollte man noch kurz erklären: Political Exposed Person können zum Beispiel Familienmitglieder von Politikern sein, also jemand aus dem Dunstkreis eines Politikers.
Enzo Caputo: Genau, eine Politikern nahestehende Person, von einem General, Admiral, Parlamentarier, Minister oder Ähnlichem. Dort besteht ein hohes Korruptionsrisiko und darum haben die Bank Angst, solche Kunden aufzunehmen und sie klären ganz genau ab, aus welchen Geldströmen das Geld kommt? Das muss entsprechend dokumentiert werden und sie müssen auch regelmäßig diese Reports updaten. Da ist genau das passiert, was Sie sagen, hat man wahrscheinlich das Konto wieder analysiert, beim Bank-internen Audit gingen sie wieder durch die Dokumente und haben gesehen, dass der Pass abgelaufen ist. Da werden sie vermutlich versucht haben, den Kunden zu kontaktieren. Der Kunde war vielleicht nicht zu kontaktieren und dann haben sie gesagt, das ist ein zu großes Risiko. Besser, wir schicken den Kunden weg.
Daniel: In diesem Fall war sogar, und das wird ja bei vielen Mandaten so sein, ein Herkunftsnachweis verlangt. Das war für mich sehr interessant, dass so etwas passiert bei nur 3,5 Millionen. Der Herkunftsnachweis war in dem Fall, glaube ich, zum großen Teil eine Erbschaft vom Vater. Und dann musste auch durchaus dokumentiert werden, womit der Vater dieses Geld erwirtschaftet hat. Ich sage es einfach nochmal: Es muss einem durchaus bewusst sein, dass da teilweise heute noch mehr nachgefragt wird und mehr Dokumente nachgereicht werden müssen, als es vielleicht früher der Fall war. Nichtsdestotrotz stimme ich Ihnen vollkommen zu. Durchaus sollte man bei der Diversifizierung des Geldes den Finanzplatz Schweiz in die Short-List nehmen, trotz dessen, was Sie und auch Sebastian zur Credit Suisse gesagt haben. Ich sehe es persönlich so, genauso wie viele andere auch, dass man das nicht zu sehr in den Fokus nehmen muss. Es sterben wohl innerhalb von 10 Jahren, habe ich mal gelesen, mehr als 1000 Banken weltweit. Es verschwinden so viele Banken weltweit... Und auch für Deutschland ist ein riesiges Banken-Fusionieren vorhergesagt worden. Ich denke, das sollte jetzt nicht unbedingt zu sehr verunsichern.
Enzo Caputo: Darum sind unsere Dienstleistungen eben gefragt, weil sich ein Kunde bei uns beraten kann. Wenn der Kunde direkt zur Bank geht und der Kunde übt sensitive Aktivitäten aus oder kann die Herkunft seines Geldes nicht sofort nachweisen, kann das eben heutzutage auch ein Risiko bedeuten. Er kann auch eine Meldung riskieren wegen Geldwäscherei, denn heute wird viel schneller gemeldet als früher. Die Schweiz will ja auch zeigen, dass sie die Geldwäscherei ernst nimmt. Die Schweiz wird von der Europäischen Union, so heißt es: "Ihr bekämpft die Geldwäsche nicht" etc. Daher will der Regulator, dass die Meldungen hinaufgehen. Deshalb sind die Banken unter Druck und machen dann eher eine Meldung wegen Verdacht auf Geldwäscherei, um eben zu zeigen, dass sie die Hausaufgaben machen und die Geldwäscherei ernsthaft bekämpfen, denn die Amerikaner schießen auf die Schweiz, die Europäische Union schießt auf die Schweiz und die Schweiz ist ein kleines Land. Sie ist diesem Druck vom Ausland ausgesetzt, den man da zu spüren bekommt.
00:49:44 - Diese Unterlagen und Nachweise benötigen Sie für ein Konto in der Schweiz
Sebastian: Der Daniel hat ja eben schon nach Anforderungen gefragt und eine weitere Anforderung, die der Kunde sicherlich auch erfüllen muss, ist, dass er der Bank eine gültige Steuernummer nachweisen kann. Er muss zeigen, wo er Tax Resident ist, wo er steueransässig ist und gegebenenfalls, habe ich zumindest gehört, wird auch nach der Steuererklärung gefragt, um zu sehen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Können Sie das bestätigen?
Enzo Caputo: Ja, das kann ich bestätigen. Die internationale Steuernummer, die TIN, wird immer erfragt. Heute ist der Standard: eine Passkopie, ein kurzer Lebenslauf, eine Steuernummer und die letzten Steuererklärungen. Das gehört heute praktisch zum Standard und Kunden, die öfter den Wohnsitz wechseln, müssen schauen, dass sie ihren Wohnsitz dokumentieren können. Sie sollten zum Beispiel die Wasserrechnung über den Wasserverbrauch nicht wegschmeißen, sondern sammeln, sodass sie auch 5 Jahre später noch dokumentieren können: Schaut mal, das ist meine Wasserrechnung, ich habe dort in Dubai so und so viel Liter Wasser konsumiert pro Monat. Darum verlangen die Banken eben diese Wasserrechnung, diese Utility Bills, damit sie sagen können, in dieser Wohnung hat er sonst so und so viel Wasser und so viel Strom konsumiert.
Also meine Empfehlung an Kundschaft, die ersten Wohnsitz öfter wechselt und viel reist: Dokumente sammeln, diese Utility Bills sammeln, damit man sofort den Nachweis hat. Da spart man sich viel Geld, denn Steuerprobleme können wahnsinnig ins Geld gehen. Die Bank hat Angst vor Beihilfe zur Steuerhinterziehung, wenn sie nicht weiß, wo er wohnt. Sie muss auch aufpassen mit den Steuerbehörden. Das lohnt sich nicht, der ganze Stress. Da lohnt es sich schon, vorauszudenken und diese Dokumente aufzubewahren.
Daniel: Jetzt nehmen wir mal an, ich habe alles beieinander, ich kann die Herkunft meines Vermögens nachweisen, ich habe alle Dokumente beieinander, ich bin auch kein riskanter Kunde für die Bank. Ich komme jetzt zu Ihnen, Herr Caputo, und möchte bei Ihnen Kunde werden. Wie kann ich mir den Prozess vorstellen? Sie haben vorhin schon gesagt, sie machen ein erstes Screening mit einer Passkopie. Wie lange dauert es denn dann, bis ich “on board” bin?
Enzo Caputo: Die meisten Konten, die wir aufmachen, liegen inzwischen 500.000 und 1,5 Millionen. Der größte Kunde, den wir haben, ist bei 33 Mio. Also wir haben nicht die Superreichen. Die meisten Kunden bei uns sind im Bereich von 500.000 bis 2 Mio. In diesem Bereich sind die Kunden auch weniger anfällig, Compliance-mäßig. und Die Compliance-anfälligen Kunden sind diejenigen, die Dutzende von Millionen haben und Tätigkeiten in Afrika, in Südamerika, in Ländern, wo es sehr schwierig zu überprüfen ist. Wenn jetzt ein normaler Kunde kommt, verlange ich in der Regel verlange eine Passkopie, einen Lebenslauf auf einer A4-Seite und die Steuernummer mündlich, die kann er mir später noch geben, die muss ich nicht unbedingt haben. für die Bank dann aber schon. Wenn ich die Passkopie habe, den Lebenslauf und Angaben über die Herkunft der Mittel, wo er das Geld verdient hat, von welcher Bank das Geld in die Schweiz überwiesen wird, wo das Konto jetzt liegt, damit ich das weiß, geht es in der Regel um zwei Tage. Innerhalb von 48 Stunden haben wir quasi das Prior Approval, denn innerhalb von 42 Stunden machen wir den Check mit World Check und all diesen Databases, Terroristenlisten usw. Nach diesen 2 Tagen wird das Konto 95% garantiert eröffnet. Dann machen wir eine Zoom-Konferenz mit dem Kunden, wenn das OK ist, die Unterlagen gut sind und er von diesen Listen etc. nicht betroffen ist. Dann machen wir das erste Meeting mit den Vermögensverwaltern und schauen, dass wir für ihn eine gute Bank finden. Dann schicken wir ihm per Fedex die Kontoeröffnungsformulare. Dann kommt er wieder zurück mit Fragen, denn das Kontoeröffnungsformular hat nicht wie früher nur 5 Seiten, das können auch 100 Seiten sein. Da muss ich auch sagen: Bitte nicht jede Seite blindlings unterschreiben. Unterschreiben Sie nur das, was Sie verstehen. Viele Konto-Formulare sind einfach unnötig. Wie sollen Sie zum Beispiel Ihr Konto verpfänden? Sie machen erst ein Konto auf, mit Pfändung, das kann nachher kommen. Aufpassen, denn die Banken tendieren dann dazu, Privatkredite zu geben. Aber Sie sind in die Schweiz gekommen, um Konten anzulegen, nicht um zu spekulieren, also bitte nicht hebeln. Und dann dauert es, wenn wir die Formulare zurückbekommen haben, eine Woche. Ich würde sagen, in 10 Tagen ist das Konto in der Regel offen. Eine Woche bis 10 Tage ist so die Öffnungszeit.
Ich gehe dabei davon aus, dass es keine Political Exposed Person ist und dass es keine Person mit sensitiven Aktivitäten ist. Das gilt also nur für Personen, die die Herkunft der Mittel relativ einfach beweisen können, mit der Steuererklärung, mit Erbschafts-Dokumenten oder mit dem Verkaufsvertrag einer Liegenschaft. Sie haben vielleicht eine Liegenschaft verkauft und möchten dieses Geld jetzt in Schweizer Franken anlegen, in physisches Gold oder was auch immer. In diesen einfachen Fällen geht es relativ schnell und die wirklich komplexen Fälle, die sind bei uns relativ selten, außer wir werden von Externen angefragt, aber das sind dann spezielle Dienstleistungen, die wir für andere Vermögensverwaltungen bringen, Compliance-Abklärungen und so weiter. Wir haben dann auch auf unsere Spezialisten, das sind dann vielfach Ex- Geheimdienst-Angestellte, zum Beispiel früher in Russland. Die kennen die Verhältnisse gut und machen dann auch einen Field Research.
Die gehen auch vor Ort und schauen die Fabriken an, machen Fotografien der Fabriken, um zu zeigen, dass es sie wirklich gibt etc. Der Aufwand ist da beträchtlich. Aber das sind diese Oligarchen-Konten im Bereich von 50 oder 100 Mio. oder noch mehr. Da wird effektiv Compliance-Personal geschickt nach Sibirien, eine Fabrik anschauen, Fabriken besuchen und so weiter. Das wird alles dokumentiert. Aber das sind Ausnahmefälle. Bei unseren normalen Kunden geht das problemlos. Aber ich kann mich vorstellen, dass Kunden aus Ihrem Bereich mit den Banken doch Probleme haben könnten, weil sie eben oft den Wohnsitz wechseln und am Schluss wissen sie selber nicht, wo war ich steuerpflichtig und wo nicht? Oder sie haben vergessen, die Steuererklärung einzureichen, dann kann es natürlich im Nachhinein Probleme geben. Wenn Sie sowas der Bank erzählen, bekommen die Bankwirte sofort Angst. Wenn sie von solchen Wohnsitzproblemen der Bank erzählen, werden Sie garantiert abgewiesen. Denn die Bank will eben nicht mit Beihilfe in Zusammenhang gebracht werden. Die Schweizer Banken haben Milliarden von Bußen bereits bezahlt wegen Steuerhinterziehung, den Amerikanern etc.
00:57:43 - Ein reines Privatkonto in der Schweiz: Ist das möglich?
Sebastian: Sie haben jetzt viel von Vermögensverwaltung und so weiter gesprochen und das ist natürlich auch das, was Sie machen. Wenn jetzt jemand zum Beispiel sagen würde, ich habe eigentlich kein Vermögen hier zum Verwalten. Ich möchte nur ein persönliches Konto haben oder ich habe eine Firma, zum Beispiel irgendwo in Europa und suche dafür ein Konto. Könnte ich so etwas auch in der Schweiz machen, durch Sie oder durch jemand anders? Oder ist es heutzutage in der Schweiz praktisch gänzlich unmöglich, außer es geht um Vermögensverwaltung?
Enzo Caputo: Wir machen das auch. Wir eröffnen auch Corporate Accounts, allerdings verlangen wir 25.000 Franken für die Eröffnung eines Corporate Accounts. Wir haben auch Banken, die Corporate Accounts aufmachen. Aber die Banken wollen natürlich einen gewissen Umsatz sehen und es gibt neuerdings Banken, Schweizer Banken, die sich spezialisiert haben auf Transaktionen und sind sehr erfolgreich mit diesem Geschäftsmodell, weil einfach keine Bankkonten mehr Transaktionen machen und alle Angst haben vor Geldwäscherei. Diese sagen aber: Wir bauen ein gutes Compliance Team auf und wir bieten Transaktionen an, also Transactional Banking, Zahlungsverkehr, Zahlungen. Die suchen wirklich Kunden, die Zahlungen machen. Vielfach sind das Rohstoff-Warenhändler, die machen die Transaktionen und die werden abgewickelt bei diesen Banken, die spezialisiert sind. Die haben verschiedene Preistabellen und das Pricing richtet sich nach dem Risiko der Tätigkeiten. Je nach Tätigkeiten in welchen Ländern gibt es ein Rating.
Woher kommt das Geld? Woher geht es? Da gibt es verschiedene Risikokategorien und das Pricing richtet sich dann nach diesen Risikokategorien. Der Kunde bezahlt effektiv nach Transaktionen und bekommt dann eine Abrechnung. Das sind Konten, die Transaktionen machen.
Sebastian: Gibt es einen Minimalumsatz an, der bei diesem Konto pro Jahr durchlaufen muss?
Enzo Caputo: Ja, das sollten schon idealerweise ein paar Millionen im Monat sein.
Sebastian: Zwei Millionen im Monat. Das heißt, das kommt nur für Großunternehmen in Frage.
Enzo Caputo: Ja, für kleine eignet sich das nicht, sie wollen ja auch Umsatz machen. Wir haben jetzt eine Tendenz gesehen, dass viele Leute aus Dubai ihre Geschäftsaktivitäten in Dubai abbauen, in der Schweiz aufbauen und vor allem den Zahlungsverkehr in der Schweiz sehr in Anspruch nehmen von diesen neuen Banken. Scheinbar hat sich das herumgesprochen und die hatten in Dubai Probleme mit dem Zahlungsverkehr und jetzt haben wir schon einige Konten aufgemacht mit Kunden aus Dubai. Für Gesellschaften aus Dubai, wohlverstanden. Das sind keine Schweizer AGs, das sind Dubai-Gesellschaften, die in der Schweiz ein Corporate Account haben. Mit der Zeit werden die auch in der Schweiz eine AG eröffnen und ein Konto. Es gibt Banken, die machen Konten auf und das finden wir nicht einfach so in London. Und möchte mal in London sehen, wenn jemand kommt mit einer Gesellschaft außerhalb von UK und ein Konto eröffnen will, wie da die Banken reagieren.
Sebastian: Wir haben da schon Anbieter, die das machen, wie Sie ja auch, Spezialanbieter. Aber es ist mit Kosten verbunden. Es ist natürlich alles nicht einfach. Ganz kompliziert, deswegen ja auch Ihre Fee von 25.000 Franken, die ist natürlich hoch, aber ich muss sagen, das ist gerechtfertigt. Zahlungsverkehr ist heute extrem gierig geworden, gerade im internationalen Umfeld. Eine Firma ist überall schnell gegründet, aber ein Konto dazu zu bekommen, das wirklich funktioniert, ist schon etwas ganz anderes. Ich finde es sehr interessant, was Sie sagen. Ich kann natürlich verstehen, für die Bank ist es erst interessant, wenn es um mehrere Millionen geht.
Enzo Caputo: Das sind eben Banken, die bieten nur Transaktionen an, die leben nur von den Transaktionen. Wenn Sie bei einer anderen Bank das Konto aufmachen wollen, die eben nicht nur Transaktionen spezialisiert ist, sagt die andere Bank: Ich mache dir das Corporate Account schon auf, ich eröffne das Konto schon, aber du musst privat 20 Mio. in die Vermögensverwaltung bringen. Dann eröffne ich dir das Corporate Account. Mittlerweile gibt es Banken, die das bewusst nicht machen, die keine Vermögensverwaltung machen, sondern nur Transaktionen, aber sie sind dann relativ teuer in der Transaktionen. Aber die Leute haben damit kein Problem. Sie bezahlen lieber die Transaktionen, als sich erpressen zu lassen von den Banken und das private Vermögen liefern müssen, damit die Bank überhaupt einen Corporate Account aufmacht.
Sebastian: Klar, wir haben zum Beispiel auch einen Mandanten, das ist ein Deutscher, lebt aber in UK, ist ein High-Net-Worth-Individual, ist im Beteiligungsgeschäft tätig, hat also viele Unternehmen und der macht sein Private Banking jetzt bei irgendeiner Bank, ich glaube es ist in der Schweiz. Diese Schweizer Bank, so wie Sie es gerade gesagt haben, eröffnet dann auch für seine sämtlichen Firmen, wo auch immer die sind, ob die in Deutschland sind, die in der Schweiz sind, in Malta oder in UK sind, innerhalb von einem Tag auch Bankkonten, Corporate Accounts. Aber das hängt daran, dass er die Vermögensverwaltung durch die Bank machen lässt, dann bieten die ihm das als Zusatzleistungen an. Aber das geht natürlich nicht "stand alone".
Enzo Caputo: Das haben wir auch schon erlebt. Wir haben auch schon komplizierte Konten mit Sanktionen für Leute aus Venezuela eröffnet, denn die wurden vielfach rausgeschmissen von den Banken. Dann gibt es eben Venezolaner oder Iran-Konten, das ist eine Mission Impossible. Aber es auch Iraner, die wohnen in der Türkei, in Istanbul, die haben mit Iran gar nichts zu tun. Dort bringen wir auch ein Konto auf für einen Iraner, aber wir müssen nachweisen, dass die Gelder mit Iran nichts zu tun haben, woher das Geld kommt. Das kann man auch erreichen, auch für Venezolaner. Wir haben auch Venezolaner, die wohnen in London und haben mittlerweile einen italienischen Pass, einen Londoner Wohnsitz, haben eine Großmutter aus Italien, und haben bei der Bank das Konto mit italienischem Pass und UK-Wohnsitz eröffnet. Das hat eigentlich nichts mehr mit Venezuela zu tun, dann geht das auch. Aber man muss jeden Fall einzeln anschauen, wie Sie auch sagen.
01:04:26 - Vermögensverwaltung und Visa-Karte als Gesamtservice?
Sebastian: Und ich gehe jetzt davon aus, wenn ein Mandant Kunde der Bank ist für die Vermögensverwaltung oder sein Vermögen dort platziert ist, dann wird er von der Bank auch einfach ein Girokonto bekommen und Karten, Visa-Karten?
Enzo Caputo: Der bekommt alles, Full-Service inklusive Visakarte. Was wir auch noch viel verkaufen, für die Amerikaner ist die Amex Centurion Black Card, die Kreditkarte.
Sebastian: Sehr gut, ja, also das ist sehr gefragt, kann ich Ihnen sagen. Das ist sehr interessant.
Enzo Caputo: Ja, in Amerika gibt es ein Invitation Letter für diese Centurion Card und in der Schweiz bekommt man sie, man muss einfach ein Konto eröffnen von mindestens 1 Mio. und mehr, dann bekommt man die Karte automatisch nach der Konto-Eröffnung, weil die Bank dann eine Bankgarantie an Amex gibt und das Konto wird ohne Invitation Letter eröffnet.
Sebastian: Das alles ist sehr interessant, das war ein richtig interessantes Gespräch, was sehr viele interessiert.
Enzo Caputo: Die Centurion Card ohne Invitation, das bieten wir auch an, einfach uns folgen und ein Konto eröffnen.
Sebastian: Das ist ein super Service!
Daniel: Wenn jetzt unsere Zuschauer und Zuhörer sich dafür interessieren, mit Ihnen in Kontakt zu kommen, also mit Ihnen noch Details zu besprechen. Wie dürfen Zuschauer und Zuhörer Sie denn kontaktieren?
Enzo Caputo: Meine Kontaktdaten sind auf der Webseite und ich habe auch einen Youtube-Kanal mit 17.000 Abonnenten. Dort steht überall die E-Mail und die Telefonnummer drauf. Also, Enzo Caputo ist mein Name, wenn Sie Enzo Caputo eingeben, dann finden Sie mich.
Sebastian: Sehr gut!
Enzo Caputo: Hat mich sehr gefreut!
Sebastian: Hat mich sehr gefreut, Herr Caputo!
Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.